Die Sache mit dem Vision Board
Das neue Jahr ist gerade gestartet und die großen Träume und guten Vorsätze haben Hochkonjunktur. Die Silvesternacht, die uns von 2020 nach 2021 gebracht hat, ist vermutlich bei einigen ruhiger und nachdenklicher ausgefallen, als in den Jahren zuvor; mehr Zeit und Muße also für Innenschau und Zukunftsblick. Die Suche nach unseren wahren Träumen und Zielen ist allerdings in der Praxis nicht selten alles andere als trivial. Und wenn wir dann fündig geworden sind: Wie dranbleiben?
Eine Möglichkeit, die sich in den letzten Jahren sowohl im privaten wie auch im beruflichen Umfeld stetig wachsender Beliebtheit erfreut, ist das Vision Board, gern auch als Dream Board, Treasure Map oder Zielcollage bezeichnet. Egal wie du das Kind nennen willst, eines bleibt immer gleich: das Board soll dir helfen, deinen Zielen Schritt für Schritt näher zu kommen und sie im wahrsten Sinne des Wortes im Auge zu behalten. Das ist eine sinnvolle Sache, weshalb das Internet unzähligen Anleitungen für dich bereithält, wie du an die Gestaltung deines Vision Board herangehen solltest. Dem möchte ich nicht noch eine weitere Anleitung hinzufügen, sondern lieber meine Erfahrungen mit diesem Werkzeug mit dir teilen.
Ich nutze seit mehreren Jahren ein Vision Board, um im Alltagstrubel nicht aus den Augen zu verlieren, worum es mir wirklich geht. (Dazu gekommen bin ich übrigens durch eine liebe Kollegin, die mir vor ein paar Jahren von ihren positiven Erfahrungen mit dieser Art der Visualisierung von Zielen berichtet hat.)
Die eingangs erwähnten zahlreichen Anleitungen für die Entwicklung eines Vision Board in n Schritten folgen alle einem ähnlichen Muster. Dabei ist der erste Schritt in der Regel: Finde deine Ziele heraus. Dann geht es üblicherweise - je nachdem wie groß die Schrittzahl n ausfällt - weiter mit diversen Konkretisierungen und Untergliederungen in unterschiedliche Bereiche. Blöderweise muss man sich für diese Vorgehensweise seiner Ziele irgendwie schon bewusst sein. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bei mir triggert ein leeres Blatt Papier mit der Überschrift "Ziele" meist nur ein Vakuum im Hirn. Deshalb gehe ich die Sache etwas anders an.
An einem ruhigen Tag, meist zwischen den Jahren, nehme ich mir ein paar Stunden Zeit, um mich mit meinem Vision Board zu beschäftigen. Dazu schnappe ich mir die große Kiste mit den Zeitschriften, die sonst meinen Kunden für Collagen in Workshops und Retrospektiven vorbehalten ist. In der Kiste finden sich alte Zeitschriften, Kataloge für Büro- und Bastelmaterialien, Werbeprospekte, ... eben alles, was mir so gedruckt in die Hände flattert und möglichst viele bunte Bilder vorweisen kann. Ich fange also an, den Inhalt der Kiste durchzublättern und achte dabei darauf, welche Bilder und Textzeilen eine Resonanz in mir erzeugen. Diese schneide ich aus. Meistens werden dabei schon Themenbereiche sichtbar, also sowas wie "persönliche Fitness" oder "Unternehmensentwicklung".
Nach ein oder zwei Stunden bin ich durch mit den Zeitschriften und sichte nochmal das ausgeschnittene Material. Spätestens jetzt kristallisieren sich Schwerpunktthemen heraus, die mir offenbar gerade wichtig sind in meinem Leben und die es deshalb verdienen, dass ich sie im Fokus behalte. Diese Themen sind in der Regel keine ganz große Überraschung, weil sie mir bereits hier und da mal durch den Kopf gegangen sind. Aber genauso, wie sich auf dem neuen Vision Board nicht selten Themen wiederfinden, die auch im Vorjahr schon präsent waren, ist es auch schon vorgekommen, dass mir erst Monate später klar wurde, warum es das eine oder andere Bild aufs Board geschafft hat, obwohl es irgendwie zu keinem Thema zu passen schien.
Über meine intuitive Auswahl der Inhalte meines Vision Board werde ich mir also meiner Ziele und Träume bewusster. Diese dann in passender Anordnung auf ein großes Blatt Papier oder eine Pappe zu bringen - ich nutze meistens die Rückseite eines A3-Zeichenblocks -, ist dann ein Kinderspiel. Apropos, bei diesem Schritt kannst du ruhig deine Kinder mit einbeziehen, so du denn welche im Bastelalter hast. Krönender Abschluss ist natürlich das Aufhängen des Posters, denn jedes noch so perfekt gestaltete Vision Board kann seine Wirkung nur entfalten, wenn du es so oft wie möglich ansiehst. Meines hängt zum Beispiel in meinem Arbeitszimmer am Whiteboard. Das hängt direkt gegenüber von meinem Schreibtisch, so dass ich jedesmal, wenn ich von meiner Arbeit aufschaue, direkt auf das Vision Board blicke.
Ich erarbeite mir übrigens nicht auf Teufel komm raus jedes Jahr ein neues Vision Board. Wenn ich mich uninspiriert oder ausgepowert fühle, oder wenn mich bei der Dokumentenschau nichts wirklich anspricht, dann bleibe ich erstmal noch beim alten Vision Board. Und das ist dann irgendwie auch gut so, denn Träume lassen sich nicht erzwingen, nicht mal, wenn sie im sehr konkreten Gewand des Ziels daher kommen.
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